Digitalisierung KMU Produkte Dienstleistungen
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Schauen Sie durch die digitale Brille!

Digitale Technologien und das Internet der Dinge verändern unsere Welt. Das zwingt früher oder später jede Branche und jedes Unternehmen, sich zu verändern. Doch das heisst nicht, dass mit der digitalen Transformation alle traditionellen Stärken obsolet werden. Die bestehenden Angebote und Kundenbeziehungen sind die Grundlage für neue Geschäftschancen. Die folgenden Punkte sollen helfen, den Wandel im eigenen Unternehmen aktiv mitzugestalten.

Eigene Produkte und Dienstleistungen durch die digitale Brille sehen

Noch leben wir in der analogen Welt. In nächster Zukunft werden viele Geschäftskomponenten digitalisiert und bieten Chancen für neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Man denke nur daran, wie schnell der Taxi-Konkurrent Uber Reservierung, Abrechnung, Kundenbetreuung und Fahrerbewertung digitalisiert und die Personenbeförderung neu definiert hat.

Fragestellungen:

  • Welche Prozesse kommen für eine Automatisierung in Frage?
  • Welche davon sind problematisch für das eigene Unternehmen oder für die Kunden?

Vorhandene Angebote unternehmensübergreifend vernetzen

In einem traditionellen analogen Umfeld liegt das Augenmerk darin, bestehende Angebote auf neue Möglichkeiten zu untersuchen oder Synergien mit anderen Branchen oder neuen Anbietern anzustreben. Besonders wertvoll sind die Kundenbeziehungen, also das Wissen über die Bedürfnisse, die Nutzung der Angebote und die Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Von speziellem Interesse sind darin Verhaltensdaten der Kunden. Veränderungen darin zeigen sowohl Chancen als auch Risiken auf. Der Heimautomationsanbieter Nest beispielsweise hat sich mit Energieanbietern vernetzt, um Daten auszutauschen und den Gesamtenergieverbrauch zu optimieren.

Fragestellungen:

  • Wie kann mehr Wert geschaffen werden durch die Vernetzung mit anderen Branchen?
  • Wie entsteht mit der Vernetzung mit Start-ups Mehrwert, von dem ein Teil abgeschöpft werden kann?

Neue Modelle in der Wertschöpfung prüfen

Die intelligente Nutzung von Daten kommt einerseits Unternehmen zugute, die durch die Nähe zum Kunden oder durch die Entwicklung bedürfnisgerechter Angebote mehr umsetzen. Andererseits profitieren Konsumenten von individuell zugeschnittenen Services und Angeboten. Daten bilden ein wichtiges, aber oft ungenutztes oder vernachlässigtes Kapital. 3D Systems, ein Druckanbieter für Industrie- und Privatkunden, entwickelte plattform- und servicebasierte Geschäftsmodelle, die über den Verkauf von Hardware und Verbrauchsmaterial hinausgehen.

Fragestellungen:

  • Wie können Unternehmen einzelne Komponenten so zusammenstellen, dass neue Absatzchancen entstehen?
  • Wo liegen Gemeinsamkeiten bei Kunden, die ein bestimmtes Verhalten gezeigt haben?
  • Wie können mithilfe dieser Daten zusätzliche Werte entstehen?

Mit Software die eigenen Grenzen erweitern

Digitale Transformation bedeutet nicht, dass Unternehmen nur noch Software verkaufen sollen. Sie führt aber dazu, dass sich die Schwerpunkte verschieben. Kompetenzen bei der Softwareentwicklung gewinnen für das eigene Geschäftsmodell an Bedeutung. Investitionen in zusätzliche Softwarekompetenzen sind erforderlich, ohne dass die bestehenden wichtigen Fundamente im Unternehmen verloren gehen.

Fragestellung:

  • Wie lässt sich die klassische Produktentwicklung mit guten Softwareentwicklern zusammengebringen?
  • Wie können dadurch Fortschritte in der Wertschöpfung und Wertrealisierung erzielt werden?

Neue Wege erkunden, um Werte zu realisieren

Die Digitalisierung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit manche der alten Geschäftsmodelle aushöhlen, zugleich aber wertvolle Chancen eröffnen. SAP hat mit ihren Cloud-Anwendungen die Möglichkeit geschaffen, dass Kunden nur für die Funktionen bezahlen, die sie effektiv nutzen. Dieser neue Weg im Angebots- und Preismodell führt dazu, dass es leichter geworden ist, neue Kunden zu gewinnen.

Fragestellungen:

  • Wie kann genauer erfasst werden, welche konkreten Werte für Kunden geschaffen werden?
  • Wie lassen sich diese Werte besser monetisieren? Entweder durch ergebnisbasierte Modelle oder durch einen Preis auf der Grundlage des erbrachten Wertes?

Alles neu – auch die Risiken

Ergebnisbasierte Geschäftsmodelle schaffen neue Absatz- und Umsatzchancen. Sie schaffen aber auch neue Abhängigkeiten und Risiken. Sie sind vermehrt abhängig davon, wie erfolgreich die Kunden sind und welche Wirtschaftstrends und Erschütterungen diese zu spüren bekommen. Unternehmen tragen dadurch einen erheblichen Anteil des Geschäftsrisikos ihrer Kunden.

Chancen gibt es nicht ohne Risiken. Am besten geht man bewusst und transparent damit um. Privatanleger, Unternehmen und Behörden sollten daran arbeiten, neue Vernetzungen und neue Abhängigkeit richtig zu verstehen. Die digitalen Technologien und deren Vernetzung werden aber für die Wirtschaft als Ganzes sehr wichtig sein. So wird beispielswiese das Schicksal von General Electric zunehmend vom Wetter bei einem Windpark in Deutschland und von der Wirtschaftlichkeit einer Fluggesellschaft im arabischen Raum abhängen.

 

Christoph Grosser, CrineraAutor: Christoph Grosser, Stratege, Sparringspartner, Unternehmer

Christoph Grosser ist geschäftsführender Partner bei der Crinera GmbH. Der Unternehmer, Strategie-Berater und Sparringspartner entwickelt seit mehr als 20 Jahren Wachstumsstrategien und treibt Innovations- und Wachstumsprozesse in Unternehmen vorwärts. Er entwickelt und konkretisiert ertragsstarke Geschäftsmodelle für die Zukunft und sorgt für deren erfolgreiche Umsetzung. Als Initiator hat er UnternehmerCircle für den Ideen- und Gedankenaustausch von Unternehmern ins Leben gerufen. Er ist Mitinitiant des DigitSummit, das erstmals am 6. Juli 2016 erfolgreich stattgefunden hat.

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