8 Regeln für die Arbeit von zuhause aus
5 min

8 Regeln für die Arbeit von zuhause aus

Selbstständigkeit bedeutet für viele zuerst einmal: Arbeit daheim. Man ist ein Einfrau- oder Einmann-Betrieb, und oft macht man die ersten Schritte des Unternehmens in den eigenen vier Wänden.

Das ist eigentlich attraktiv: In Deutschland ergab eine Umfrage des Hightech-Verbandes Bitkom unter Berufsleuten, dass fast die Hälfte der Angestellten lieber häufiger von zuhause aus arbeiten würden.

Aber es ist auch heikel: Ein jüngst veröffentlichtes Experiment der Universität Stanford ergab, dass viele Menschen bald die Nase voll haben von der Arbeit in den eigenen vier Wänden. Die Forscher schickten Angestellte einer Reisebüro-Kette ins Homeoffice. Dabei zeigte sich, dass die meisten zwar effizienter arbeiteten. Aber nach neun Monaten wollte bereits die Hälfte der Mitarbeiter wieder zurück ins Büro.

Warum? Das meistgenannte Problem war die Einsamkeit, der Mangel an Begegnungen.

Es zeigt sich also: Die Arbeit zuhause ist attraktiv. Aber man muss sie auch richtig angehen. Hier ein paar Tricks dazu.

Keine Gammelei im Homeoffice!

Diesen Vorschlag machen viele Experten: Auch wer zuhause arbeitet, sollte äusserlich so tun, als ob er oder sie ins Büro ginge. Warum? Weil man auch sein eigener Kunde ist: Wer sich professionell kleidet, handelt profi-mässiger und nimmt sich ernster.

Dieser Aspekt ist natürlich besonders zu beachten, wenn Sie sich von Ihrem Heim-Arbeitsplatz aus in Videokonferenzen einschalten.

Trennen Sie den Arbeitsplatz ab

Als wichtige Grundlage für Zufriedenheit am eigenen Arbeitsplatz gilt, dass man einen hat: Auch in der eigenen Wohnung sollte man sich einen Bereich schaffen, der ausschliesslich für den Job da ist – und in dem man denn auch ungestört ist. Damit Sie auch nach Arbeitsschluss alles liegen und stehen lassen können.

Legen Sie präzise Arbeitszeiten fest

Zuhause ist die Versuchung besonders gross, dass man den Griffel hinlegt, wenn es einmal nicht läuft. Die Festlegung ganz präziser Arbeitszeiten ist hier also fast noch wichtiger als wenn man angestellt ist.

Ein entscheidender Tipp dabei: Legen Sie eine Kernarbeitszeit fest, in der Sie erreichbar sind. Und planen Sie daneben «stille Stunden», in denen Sie völlig abgeschaltet arbeiten.

Stressen Sie sich nicht, wenn Sie nicht arbeiten

Eine weitere Gefahr: Zuhause hat es allerlei sinnvolle Ablenkung – Wäsche muss gemacht werden, Einkäufe, vielleicht ruft sogar der Garten. Das führt dann bald zu einem schlechten Gewissen.

Einen entlastenden Gedanken dazu haben wir beim Unternehmer Bill Murphy gefunden: Akzeptiere, dass du nie 100-prozentig produktiv bist. Es geht allen so. Auch die Angestellten im Büro schauen oft mal gern zum Fenster raus und bleiben am Kaffeeautomaten hängen.

Der entscheidende Schritt dabei: Man sollte sich diese Ablenkungen nicht nur eingestehen – sondern sie auch kontrollieren. Oder mit Bill Murphy gesprochen: «Manage your distractions» – Manage deine Zerstreuungen.

Kontakte, Kontakte, Kontakte

Das tönt banal: Je mehr man im Homeoffice arbeitet, desto besser sollte das Netzwerk sein. Der entscheidende Punkt: Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass man mehr Zeit dafür nutzen muss, Kontakte mit anderen zu pflegen.

Wer dies fürchtet, halte sich an eine einfache Faustregel: Man nehme täglich den Teil der Zeit, die man ansonsten fürs Pendeln benötigen würde – und nutze sie zur allgemeinen Kontakt- und Beziehungspflege. «Die Pflege Deines Netzwerks sollte jeden Tag auf Deiner To-Do-Liste stehen» (Bill Murphy).

Bauen Sie sich Ihren virtuellen Kaffeeautomaten

Dies ein Folgetipp der Karriereberaterin Marla Tabaka: Die informellen Gespräche auf dem Gang oder beim Kaffeeautomaten führen oft zu den besten Ideen – und steigern auch die Produktivität. In den eigenen vier Wänden fehlt das.

Wer daheim arbeitet, muss also einen Ersatz für solche Zufallstreffen finden. Also sollte man sich – so Marla Tabaka – immer wieder mal ein paar Minuten Zeit nehmen, um Freunde anzumailen, in den Sozialen Medien mitzureden oder jemanden privat anzurufen. Plus regelmässige Lunch-Treffen und Kaffee-Stunden mit Bekannten.

Nur kein Chaos

Eine schleichende Gefahr besteht darin, dass man sich zuhause mehr Unordnung leisten kann: Es sieht ja keiner…

Aber bekanntlich leidet man selber am meisten unter einem unordentlichen Arbeitsplatz. Einen allgemein nützlichen Tipp dazu haben wir beim Produktivitätstrainer Willy Knüsel gefunden – es ist das Sofort-Prinzip. Papierberge gar nicht erst entstehen lassen, und alle zeitlich überschaubaren Arbeiten sogleich erledigen. Oder zumindest einen konkreten Termin setzen und die Aufgabe dann endgültig in Angriff nehmen.

Die Sache mit den Zielen

Wir merken: Daheim kann man sich eher schwer auf konkrete Ziele konzentrieren. Um dem etwas entgegenzusetzen, sollte man sich Tagesziele setzen und möglichst alle Kommunikationskanäle schliessen, bis man diese Ziele erreicht hat.

Machen Sie mehr aus Ihrer Woche

Noch ein Motivations- oder Trost-Tipp von Bill Murphy: Wer selbstständig und im Homeoffice arbeitet, kann seine Woche oft viel freier gestalten. Und doch bleiben viele Selbstständige und Freiberufler im herkömmlichen Wochenrhythmus. Der Trick lautet also: Nützen Sie die Freiheiten, welche Ihre Situation bietet – und gehen Sie auch mal an einem Wochentag auf die leeren Skipisten. «Wenn Sie mal am Punkt sind, wo Sie den Wochenablauf beherrschen, sehnen Sie sich viel weniger nach dem Wochenende.» (Bill Murphy)

Müssen Sie wirklich immer von daheim aus arbeiten?

Wer jetzt immer noch unter Einsamkeit oder unordentlichen Strukturen leidet, der kann sich ja auch fragen: Muss es denn sein?

Inzwischen gibt es an vielen Schweizer Orten so genannte Coworking Spaces, also Arbeitsplatz-Gemeinschaften, wo sich Freiberufler, Selbstständige und kleine Start-ups zusammenfinden – mit weitgehend eingerichteten Büroplätzen; und das zu Preisen ab etwa 300 Franken.


Quellen / Weitere Tipps


 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Jetzt lesen