Online-Speicher, SaaS, Public Cloud, Private Cloud: Was Sie wissen müssen
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Was Sie über die Cloud wissen müssen

Cloud Computing ist der grossen Trends in der Informatik und erleichtert auch kleinen Unternehmen den Alltag. Doch was ist die Cloud eigentlich, was bringt sie und was versteckt sich hinter Begriffen wie «SaaS» oder «Public Cloud»?

Wir alle nutzen die «Cloud» täglich. Ob wir nun auf Facebook posten, mit Google etwas suchen, ein Mail verschicken oder ein Dokument auf einem Online-Speicher wie OneDrive sichern, immer steckt die Cloud dahinter. Das gilt auch für Apps wie beispielsweise Spotify, Netflix oder die To-do-Liste Todoist. Sie alle speichern die Daten in einer Cloud.

Cloud Computing ist derzeit der bevorzugte Weg, um Computer im Rechenzentrum zu betreiben. Die Cloud steht dabei für den Ansatz, die physische Hardware wie Server und Speicher von der eigentlichen Software – dem Betriebssystem und den Anwendungen – zu trennen. Eine Virtualisierungsschicht verwaltet diese Trennung und kümmert sich um die Zuteilung der Hardware-Ressourcen an die einzelnen virtuellen Server.

Der physische Server wird also in mehrere virtuelle Server unterteilt. Das heisst, dass auf einem Rechner gleichzeitig mehrere Betriebssystem-Umgebungen gleichzeitig laufen, die sich die Hardware teilen. Oder eine Anwendung mehrere Systeme gleichzeitig nutzt. Ein Beispiel dafür ist die Google-Suche oder SaaS-Angebote (Software as a Service, siehe weiter unten) wie Microsoft Office 365, Salesforce und Online-Speicher. Nebeneffekt ist, dass dank der effizienten Auslastung weniger Hardware benötigt wird und der Stromverbrauch sinkt. Das führt zu tieferen Betriebskosten.

Die Cloud, ein boomender Markt

Cloud Computing ist eine vergleichsweise junge Disziplin der Informatik. Und aufgrund der Kostentransparenz und der Skalierbarkeit ein interessanter Markt für Angebote an Unternehmen und Privatkunden gleichermassen. Trendforscherin Mary Meeker geht in der jüngsten Ausgabe ihres Trendreports (Internet Trends 2019) davon aus, dass derzeit etwa ein Fünftel der weltweiten Datenverarbeitung in der Cloud passiert. Dieser Anteil hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt – Tendenz steigend, da sind sich alle Marktforscher einig.

Die globalen Ausgaben für Cloud-Dienste beziffert Marktforscherin IDC für 2019 auf 229 Milliarden US-Dollar. Über die Hälfte davon soll in SaaS-Angebote geflossen sein. In vier Jahren, so IDC, dürften die Cloud-Ausgaben auf 500 Milliarden US-Dollar wachsen.

In die gleiche Richtung – nach oben – zeigen die Umsätze der drei grössten globalen Cloud-Anbieter Amazon (AWS, Amazon Web Services), Microsoft (Azure) und Google (Google Cloud). Die Marktforscher von Canalys haben die Umsätze der drei Anbieter im ersten Quartal 2019 verglichen und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:

  • Amazon hat den Umsatz auf 7,6 Milliarden US-Dollar gesteigert und macht damit im Cloud-Geschäft mehr Umsatz als Microsoft (3,4 Milliarden) und Google (2,3 Milliarden) zusammen.
  • Google weist mit 83 Prozent die höchste Wachstumsrate aus, vor Microsoft (75 Prozent) und Amazon (43 Prozent).

Public oder Private Cloud?

Es gibt verschiedene Ansätze zur Nutzung einer Cloud-Computing-Infrastruktur. Das ist insbesondere unter dem Aspekt des Datenschutzes oder gesetzlicher Regulatorien relevant:

  • Public Cloud: Die weitaus häufigste Form. Alle Nutzer teilen sich eine gemeinsame Cloud-Infrastruktur eines Anbieters. Das gilt für praktisch alle SaaS-, PaaS- und IaaS-Angebote (siehe weiter unten), Online-Speicher und App-Daten. Eine Public Cloud oder öffentliche Cloud ist übers Internet zugänglich.
  • Private Cloud: Ein Unternehmen betreibt eine eigene Cloud, entweder im eigenen Rechenzentrum oder bei einem spezialisierten Anbieter. Der Zugriff ist auf Benutzer aus dem Unternehmen beschränkt und erfolgt über abgesicherte Verbindungen. Private Clouds sind nicht allgemein übers Internet zugänglich. Diese Variante eignet sich für grössere Unternehmen, die ihre eigene, spezialisierte IT-Infrastruktur in die Cloud auslagern möchten und hohe Ansprüche an Datenschutz und -sicherheit stellen.
  • Hybrid Cloud: Die Mischform aus obigen beiden Varianten ist in Grossunternehmen häufig anzutreffen. Dabei wird für Standardanwendungen wie beispielsweise E-Mail auf das Public-Cloud-Angebot eines Anbieters zurückgegriffen, während sensible Firmendaten und -anwendungen in der privaten Cloud betrieben werden.

Die Serviceformen der Cloud

Im Zusammenhang mit Cloud Computing spricht man oft von Informatik als Dienstleistung oder von «IT aus der Steckdose». Dabei gibt es unterschiedliche Ebenen von Serviceleistungen, angefangen beim virtuellen Server bis hin zu fixfertigen Anwendungen. Üblicherweise handelt es sich hier um Public-Cloud-Angebote.

IaaS (Infrastructure as a Service)

Der Cloud-Anbieter stellt eine Plattform bereit für den Betrieb eigener Server inklusive Speicher. Der Betrieb dieser virtuellen Umgebungen liegt beim Anwender. Mit IaaS kann ein Unternehmen einen bestehenden lokalen Server und die Anwendungen wie ERP oder CRM praktisch 1:1 in die Cloud verschieben. Die Cloud ersetzt dabei den physischen Server, tritt also an die Stelle der eigentlichen Hardware.

Beispiele für IaaS-Angebote sind: Swisscom Dynamic Computing Services, Amazon Cloud, Microsoft Azure

PaaS (Platform as a Service)

Der Anbieter stellt eine Anwendung wie etwa eine Datenbank, einen Webserver oder eine Datenanalyse-Plattform zur Verfügung, die selbst konfiguriert werden kann. Der Betrieb und die Wartung – beispielsweise Software-Updates – übernimmt der Cloud-Provider. PaaS ist einerseits für Software-Entwickler und Software-Anbieter interessant. Andererseits können Unternehmen PaaS für die Datenspeicherung in ihren Anwendungen und Apps nutzen. So lässt sich beispielsweise eine Datenbank auf der Basis von Microsoft SQL Server einsetzen, ohne sich um Software-Updates und Speicherkonfiguration kümmern zu müssen.

Beispiele für PaaS-Angebote sind: Swisscom Application Cloud, Google App Engine, Azure PaaS

SaaS (Software as a Service)

Fertige Anwendungen «ab der Stange», die oft über den Browser genutzt und im Abomodell zu fixen Monatspreisen bezahlt werden. Die Software läuft auf der Cloud-Infrastruktur des Anbieters, der sich auch um Wartung und Updates kümmert. Unternehmen, die SaaS nutzen, sparen sich den Aufwand und das Informatik-Know-how zum Betrieb und erhalten Kostentransparenz. SaaS stellt die höchste Stufe der Cloud-Auslagerung dar: Die Anwendungen laufen in der Cloud, in der auch die Daten gespeichert sind. Und der Betrieb ist an den Anbieter delegiert.

Beispiele für SaaS sind Webmail-Angebote wie Bluewin, Microsoft 365, die Google-Anwendungen (G Suite), oder Salesforce. Zu SaaS zählen auch die Online-Speicher wie OneDrive (for Business), Google Drive oder Dropbox. Cloud-Speicher und Webmail gehören zu den am häufigsten genutzten SaaS-Angeboten.

Managed Services

Sie stellen eine Mischform zwischen IaaS und SaaS dar. Die umfassende Variante besteht in einem teilweisen oder kompletten Outsourcing der IT-Infrastruktur. Dabei nutzt ein Unternehmen zwar seine eigene Server-Umgebung, beispielsweise für CRM oder Buchhaltung. Der Betrieb liegt aber beim Cloud-Provider, so dass sich das Unternehmen nicht um den Unterhalt der IT kümmern muss. Ein Beispiel dafür ist das Outsourcing-Angebot KMU IT Solution von Swisscom, das die gesamte Kommunikations- und Informatik-Infrastruktur eines Unternehmens umfasst.

Auch einzelne Komponenten der Infrastruktur lassen sich als managed Service aus der Cloud beziehen. Dazu gehören beispielsweise Telefonie, die Firewall sowie das Backup eines lokalen oder virtuellen Servers.

Die Vorteile der Cloud

Gegenüber dem klassischen Ansatz einer Infrastruktur vor Ort – ein Server, ein Betriebssystem – hat Cloud Computing wesentliche Vorteile:

  • Tiefer Ressourcenverbrauch: Weil die effektive Hardware besser ausgelastet ist, braucht es weniger Hardware. Das senkt die IT- und die Stromkosten im Rechenzentrum und damit die Kosten für die Nutzung von Cloud-Diensten.
  • Flexibilität: Der Ressourcenbedarf lässt sich jederzeit anpassen. Steht der Jahresabschluss in der Buchhaltung an, können zusätzliche Prozessor- und Speicherkapazitäten für eine begrenzte Zeit hinzugemietet werden. Für neue Mitarbeitende lässt sich schnell ein Konto einrichten, womit sie Zugriff auf Programme, Daten und Online-Speicher erhalten. Der Cloud-Anbieter stellt die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung. Unternehmen bezahlen nur, was sie effektiv benötigen.
  • Kostentransparenz: Cloud-Dienste werden im Mietmodell nach Ressourcenbedarf (wie Rechenleistung und Speicher) abgerechnet. Das führt zu Kostentransparenz und verhindert teure geplante und ungeplante Investitionen in Hardware. Für die Nutzer bringt das eine bessere Planungssicherheit.
  • Sicherheit und Verfügbarkeit: Weil Hard- und Software getrennt sind, lässt sich das System bei technischen Problemen einfach auf einen anderen, funktionierenden Server verschieben. Das verringert Ausfälle, erhöht also die Verfügbarkeit. Zudem hat der Betreiber des Rechenzentrums ein hohes Interesse daran, seine Umgebung vor Cyberangriffen zu schützen – und das nötige Fachwissen dazu. In der Cloud sind Computer und Daten deshalb meist besser geschützt als in einer selbst betriebenen Infrastruktur.
  • Datensicherheit: Die geschäftlichen Dokumente sind im Rechenzentrum des Cloud-Providers gespeichert, oft redundant (mehrfach). Damit sind die Daten nicht bei Hardware-Ausfällen geschützt. Auch Elementarschäden am Sitz eines KMU können ihnen nichts anhaben.
  • Ortsunabhängigkeit: Cloud Computing erlaubt die Nutzung von IT-Ressourcen flexibel und vor allem ortsunabhängig über eine beliebige Internet-Verbindung. Damit ermöglicht die Cloud flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten, beispielsweise unterwegs oder bei einem Kunden. Das ist die Grundlage für die Digitalisierung geschäftlicher Abläufe. Beispiele: Zugriff auf den Kalender via Smartphone, Notebook und Tablet von unterwegs, Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten, Buchhaltung im Homeoffice.

Die Nachteile der Cloud

Cloud-Infrastrukturen sind nach heutigem Wissensstand effizient im Ressourcenverbrauch, flexibel und sicher. Doch trotz dieser Vorteile stellen sich insbesondere beim Umzug in die Cloud einige Hürden, die überwunden werden müssen:

  • Schneller Internet-Zugang nötig: Weil auf Daten, Programme, Server etc. in der Cloud übers Internet zugegriffen wird, empfiehlt sich eine schnelle (breitbandige) und zuverlässige Internet-Verbindung. Wenn der Internet-Zugang nicht funktioniert, ist auch kein Zugriff auf geschäftliche Dokumente und SaaS-Anwendungen möglich.
  • Datenschutz und -sicherheit: Die Frage nach dem Datenschutz stellt sich insbesondere bei sensiblen oder vertraulichen geschäftlichen Daten. Hier empfiehlt sich die Wahl eines Cloud-Providers, der sowohl die geschäftlichen als auch die gesetzlichen Anforderungen an Datenschutz und -sicherheit erfüllt und die Daten in der Schweiz speichert. Dieser Aspekt sollte bei der Wahl eines Cloud-Angebotes berücksichtigt werden.
  • Virtualisierbarkeit von Anwendungen: Nicht alle Anwendungen funktionieren in virtuellen Umgebungen. So können beispielsweise Anwendungen, deren Lizenzierung mit der Hardware verknüpft sind, in der Cloud Probleme verursachen. Gleiches gilt für veraltete oder nicht mehr gepflegte Software. Vor der Auslagerung einer bestehenden Umgebung in die Cloud sollte geprüft werden, ob die Anwendungen Cloud-tauglich sind.

Die Cloud ist längst Alltag

An Cloud-Angeboten führt kein Weg vorbei. In zu vielen Bereichen, vor allem bei Standardanwendungen, überwiegen die Vorteile in Form transparenter Kosten und dem eingesparten Aufwand für die Betreuung der IT-Infrastruktur. Wer häufig unterwegs, bei Kunden oder sonst irgendwo ausserhalb der eigenen vier Bürowände arbeitet, kommt kaum an der Cloud vorbei. Die ortsunabhängige Verfügbarkeit geschäftlicher Daten wie Dokumente, Termine und Adressen ist ein entscheidender Vorteil.

Der Einstieg in die Cloud ist gar nicht so schwierig und schrittweise umsetzbar. Viele Provider bieten eine Gratisvariante ihres Angebots, die sich hervorragend für erste Gehversuche eignet.

Aktualisierte Version eines Artikels vom März 2018.

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Ein Kommentar zu “Was Sie über die Cloud wissen müssen

  1. Ich wusste nicht, dass Cloud Computing derzeit der bevorzugte Weg ist, Computer im Rechenzentrum zu betreiben. Aber interessant ist, dass wir alle die Cloud jeden Tag nutzen. Ich schaue mir Netflix an und benutze Facebook fast jeden Tag, so dass sie alle Daten in einer Cloud speichern.

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